Ein gutes Drehbuch ist die Grundlage für einen gelungenen Film. Das Handwerk des Drehbuchschreibens ist erlernbar, die Kunst des Drehbuchlesens auch, und schon bewegen sich mehr Berater, Sriptdoktoren, Dramaturgen und Consulter in der Filmszene als schrei- bende Autoren. Laufauf, landab sind Experten und solche, die sich dafür halten, unterwegs, um künftigen Autoren zu zeigen, wie es geht. Ob durch diese permanente Beschulung und hochbezahlte Hilfeleistung die Drehbücher auch tatsächlich besser werden, darüber schweigt man sich aus.
Fest steht: Regisseure, Produzenten und Redakteure suchen hängeringend nach guten Stoffen. Aber was ist ein guter Stoff? Vielleicht der, für den sich schon ein Produzent interessiert? In den US-amerikanischen Studios wird bekanntlich von zehn entwickelten Drehbücher lediglich eines verfilmt. Hierzulande tut man sich schwer mit einer Output-Quote von zehn Prozent.
Nun will auch die Staatsministerin Christina Weiß ihren Beitrag zur Verbesserung der Drehbuchsituation leisten. Durch eine effektivere Betreuung der Autoren, heißt es im Hause des BKM, und eine Begleitung der Stoffe bis zur Marktreife sollen mehr qualitativ hochwer- tige Drehbücher mit einer höheren Verfilmungsquote entstehen. Deshalb wurden soeben ein- erseits die Richtlinien der BKM-Drehbuchförderung liberalisiert: Ab sofort sind Autoren wie- der ohne Produzentenbindung antragsberechtigt. Andererseits bedeutet die Einrichtung einer Autorenberatungsstelle eine strenge Reglementierung, denn künftig erhält nur derje- nige eine Drehbuchförderung, der im Zuge der Projektrealisierung mit dem vom BKM beauf- tragten Drama Department zusammen arbeitet. Schon vor Jahren bot die kulturelle Filmförderung des Bundes dramaturgische Beratung an für den, der wollte. Schlechte Karten haben künftig talentierte Drehbuchautoren und Produzenten mit eigener Drehbuchentwicklungsstruktur. In diesen Kreisen ist bereits von der „Geschmackspolizei“ die Rede.
Die Autorenberatungsstelle trifft auch gleichzeitig die Vorauswahl der zur Drehbuchförderung eingereichten Anträge, danach gehen diese zur endgültigen Entscheidung in die Kommission. Head des Drama Departments ist die ehemalige Fernsehspielchefin des SWR, Susan Schulte, die vor zwei Jahren nach 33-jähriger Senderzugehörigkeit in den Ruhestand ging. Susan Schulte ist vielen Regisseuren sicher in bester Erinnerung. Sie entwickelte 1985 die für den Nachwuchs wichtige Reihe ‚Debüt im Dritten‘, in der Filme entstanden wie Nach fünf im Urwald von Hans-Christian Schmid, Der Polenweiher von Nico Hofmann, Sönke Wortmann erster Film Drei D, Das erste Mal von Connie Walther, Der Strand von Trouville von Michael Hofmann und Veit Helmers Tuvalu. Susan Schulte arbeitete mit Nina Grosse, Romuald Karmakar, Miguel Alexandre, Dominik und Benjamin Reding.
Und dennoch: Die kulturelle Filmförderung des Bundes gehört neben der FFA und dem Kuratorium zu den standort- und senderunabhängigen Förderungen für Kinofilme in Deutschland. Sie ist ihrem eigenen Selbstverständnis nach „auf den Film als Kunst, als bedeutsames, innovatives und kommunikatives Kino-Ereignis“ gerichtet. Mögen einzelne Fernsehredakteure auch erfahren, offen und integer sein: Tatsache ist, daß sukzessiv die Schaltstellen der Filmförderung mit Fernsehleuten besetzt werden. Während auf personeller Ebene das Fernsehen immer mehr Macht gewinnt, indem das Kino ohne Not Stück für Stück seines Terrains abgibt, stehen sich Filmwirtschaft und Sendeanstalten auf filmpolitischer Ebene als erbitterte Gegner gegenüber. Die in der SPIO organisierten Produzenten- und Verleiherverbände fordern im Einvernehmen mit dem BKM 40 Millionen Euro jährlich von den öffentlich-rechtlichen Sendern zur Sicherstellung der Filmförderung. Für den Fall, daß sich die Fernsehsender mit diesem Beitrag nicht einverstanden erklären, erwartet die Filmwirtschaft eine gesetzliche Abgabenregelung. Dann wäre auch hier Schluß mit der F reiwilligkeit.
black box 151, 2003